Wenn die Muse Herpes hat

Loidee, was ist das für eine Woche?! Hat unser Sturm "Sabine" alles an Energie mit sich gerissen, was letzte Woche noch aus sämtlichen Ritzen schien? 

Es ist, als ob mich die Muse geküsst hat, dann abgehauen ist und mir nix als Herpes hinterlassen hat. Die doofe Kuh. 

Wie verhext ist das. Letzte Woche noch bin ich eine Funkensprüherin, ja ein Mensch gewordener Traum für jeden Pyromanen.

Diese Woche bin ich ein rostiges Zippo ohne Gas in Opa's gruseligem Wandschrank. 

Letzte Woche sehe ich die Vision meines Lebens, in allen Farben schillernd und mich mittendrin in meinem Element.

Diese Woche sehe ich nur noch die Kosten für diese Vision und einen Banker mit grauer Haut und noch grauerem Anzug, der mich aus trüben Augen enttäuscht ansieht. Meinen Autoschlüssel behält er gleich und meine Akte gibt er zu den Kollegen in die Abwicklung.

 

Wie kommt es, dass diese "Hallo-Wach-Volldampf" Momente so viel kürzer erscheinen als die "Und-täglich-grüßt-das-Murmeltier"-Zeiten?

Ich hatte mich so darum bemüht, meine Frequenz hoch zu halten - und tue das noch immer - aber grade gewinnt die leise Stimme meines Zweifelmonsters wieder an Lautstärke zurück. Es war vermutlich nur ein winziger Auslöser, den ich noch nicht mal mehr genau benennen kann. Aber zack!, genau in einem solchen unbedachten Moment richtet sich klammheimlich der Fokus wieder auf etwas, das nicht funktioniert, etwas das ich nicht optimal gemacht habe, etwas das nicht passiert ist, ich nicht geschafft habe. Es ist schon ein Graus, wenn der innere Voyeur sich in der Tür geirrt hat und ein biografisches Drama erblickt wo er eigentlich Erotik finden wollte (na ja bitte, ich habe das Bild eines Voyeurs bemüht, da muss ich schon das passende Genre wählen).

 

Doch ich werde Stück für Stück besser. Achtsamkeit sei Dank, ich erkenne diese Momente nun ganz oft bewusst und kann intervenieren.

Vier magische Buchstaben leiten dann einen Prozess in Gang, den ich oft mehrfach wiederholen muss. 

S.T.O.P.!! Ich unterbreche die Gedankenrutschbahn ins Grübelland und halte inne. Huch, ich rutsche wieder. S.T.O.P.!!! Aaah jetzt, besser so.

 

Mit gezielten Übungen und viel Durchatmen rufe ich mir dann die guten Momente des Tages ins Gedächtnis.

Wenn ich eine nette Nachricht bekomme,  nehme ich mir die Zeit, zu erkennen, wie ich mich freue und wie es sich anfühlt.

Ich sammle alle Gelegenheiten für Dankbarkeit, seien sie auch noch so klein. 

Ich pampere meine Seele mit den fröhlichen Winzigkeiten des Tages und füttere meine ratio mit positiver Logik.

Und ich weiß, dass ich all das tue, dass ich mich manipuliere. Dennoch nehmen Amygdala und frontaler Cortex alles dankbar auf. So ein Gehirn ist schon ein super Ding. 

Ich versuche, meine Sender auf Empfang für gute Botschaften zu stellen und die unbedachten und schlechten nicht so nah heranzulassen.

Ich rufe mir das Gefühl meiner Vorfreude ins Gedächtnis und habe so oft wie möglich das beste Bild meines Projekts vor dem inneren Auge. 

 

Eine schwierige oder unbequeme Phase lässt sich oft leichter überstehen, wenn man das Leben als eine Mischung aus Roadmovie und Komödie sieht. Es gibt viel zu bestreiten, viel zu staunen, zu erleben und nicht mal eine Komödie ist durchgängig nur lustig.

Und den inneren Voyeur (in der falschen Tür)  brauchen wir auch, damit wir wissen, ob es mit Plänen ernst gemeint ist und wir uns nicht in übertrieben-manischer Euphorie ins Unglück stürzen. Denn wenn trotz ein paar trüber Tage das Ziel immer noch präsent ist, dann spricht die Intuition. Mit unserem Zweifelmonster spricht sie, ganz leise und eindringlich. So ein bisschen wie Hannibal Lecter in "das Schweigen der Lämmer" mit seinem Zellennachbarn. Sie macht das klar mit ihn, ganz im Stillen. 

Und dann ist der Zweifel irgendwann wieder weg. Und ich frage, wie sowas klappt und meine Intuition sagt mir: "Ach der, der ist auf Reisen gegangen. Ich hab ihm erzählt, es wartet eine Muse auf ihn, die ihn küssen will!"

 

Bild von Peggy und Marco Lachmann-Anke auf Pixabay 

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